Pedro Oliveira

"Desmonte"

"Desmonte"

Modulare Synthesizer kombiniert mit aufgenommenen Stimmen: Desmonte ist eine klangliche Erkundung, die an die Nachwehen des Kolonialismus und an die Gewalt an Grenzen erinnern soll. In seiner Performance versucht Oliveira experimentell, die Stimme vom Körper und den Körper vom Ursprung zu entwurzeln. Als Studie über die Grenzen und das Versagen des (maschinellen) Zuhörens eignet sich die Komposition spektrale Techniken an und zweckentfremdet sie. Eine Mahnung, die Prozesse nutzt, die der „Dialekterkennungssoftware“ ähneln – einer proprietären Technologie, die in Deutschland bei der Identifikation von Asylbewerber*innen ohne Papiere zur Anwendung kommt. Wir werden Zeugen einer Live-Kompositions-Performance zwischen modularem Synthesizer und Samples der Stimme der Death-Metal-Sängerin Fernanda Lira.

Vita

Pedro Oliveira (geboren 1985 in São Paulo) ist Forscher, Klangkünstler und Dozent. Er engagiert sich für eine antikoloniale Studie des Hörens innerhalb der Gewalt der Grenzarbeit. Er arbeitete als Postdoc am Helsinki Collegium for Advanced Studies, als Dozentin für Musik- und Medienwissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin sowie als Lehr- und Forschungsbeauftragte für Medien- und Kulturwissenschaft an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Er hatte künstlerische Aufenthalte unter anderem an das Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik in Frankfurt und an IASPIS/EMS, beide in Stockholm und ist Gründungsmitglied der Forschungsplattform Decolonising Design. Er promovierte an der Universität der Künste Berlin, erwarb einen MA an der Hochschule für Künste Bremen und erhielt mehrere Auszeichnungen.

In seiner Arbeit untersucht Oliveira das Zuhören und seine Auswirkungen auf rassifizierte Gewalt und die Überwachung von Körpern in Stadt- und Grenzräumen. Gegenwertig untersucht er die historischen, ästhetischen und materiellen Artikulationen sogenannter „Dialekterkennungstechnologien“ und ihren Einsatz im deutschen Asylsystem; ein Projekt welches vom Goethe-Institut Brüssel, der Senatsverwaltung für Kultur und Europa Berlin, Deutschlandfunk Kultur in Zusammenarbeit mit dem CTM Festival, Konstnärsnämnden Schweden, ZKM Karlsruhe in Partnerschaft mit der Akademie Solitude, der Max-Planck Gesellschaft, der KONE Stiftung und der Jungen Akademie der Künste Berlin gefördert wird. Weitere Musik veröffentlicht er zudem unter dem Namen OLVRA.

Pedro Oliveira

© Pedro Oliveira

Mittwoch | 14.06.23 | 20:00
Schlegel Kultur Club Bochum