blaues rauschen 2022

im digital

Digitalisierung ist das zentrale Zukunftsthema, wie die „Buzzwords“ KI, Sensorik und Robotik nahelegen. In der Kunst und der Musik gibt es aber auch starke gegenläufige Tendenzen. So erleben die Schallplatte und der analoge Synthesizer seit Jahren eine Renaissance. Blaues Rauschen bricht mit diesen Oppositionen und sucht nach Sound und Ästhetik im Dazwischen.

Das passt in die Zeit, weil es bei unserem Handeln nicht nur um die direkte neue Ausrichtung, sondern immer auch um die Verbindung und Vermischung der verschiedenen Möglichkeiten geht. In der Kunst, Musik und Soundart gäbe es ohne materiale Vermischungen, soziale und technische Kollaborationen und kreativen Umgang mit Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft keine Innovation.

Unter dem Thema der Verbindung zwischen digital und analog, der Vermischung von human made und machine-made oszilliert das diesjährige Festival zwischen elektronischen Klangwelten, körperlichen Erfahrungen mit Sound, Live-Coding als Konzert und dem Einfluss von Technologie auf die Wahrnehmung und das Verhältnis von realen und imaginierten Räumen.

Die Programmauswahl zeigt den unterschiedlichen performativen Umgang mit diesen Verschmelzungen und Friktionen. Zusammen mit neuen Partnern und neuen Spielstätten in Essen, Herne und Gelsenkirchen laden wir an 4 Tagen und 8 Orten zu interessanten Performances ein.

Darüber hinaus werden in diesem Jahr in Essen zum ersten Mal ein dreitägiges Hacklab mit Teilnehmenden aus einem Open Call sowie ein virtueller Kompositionsworkshop mit Komponisten aus Deutschland, Ungarn, Israel und Großbritannien stattfinden.

„Blaues Rauschen“ bringt die Vermischungen und Friktionen zwischen Digitalem und Analogem und die Verschiebung von Grenzen und Konventionen mit künstlerischen Mitteln zum Ausdruck. Das Live-Format der Festival-Bühnen ermöglicht es, die oft abstrakte künstlerische Herangehensweise sinnlich erfahrbar zu machen. Die Rezipient*innen verlassen die private Komfortzone mit den dauerhaft angeschalteten Screens und werden vor Ort zur Community der Interessierten und emotional Engagierten einer Live-Performance.

Damit kann das Festival zur künstlerischen Aura der Region Ruhrgebiet beitragen. Diese Aura ist wichtig für die Stabilisierung eines sozialen Umfelds, das die gesellschaftlichen Transformationsprozesse der Digitalisierung mit kritischer Offenheit und Aufmerksamkeit aufzunehmen, zu gestalten und zu reflektieren bereit ist.

Karl-Heinz Blomann
Künstlerischer Leiter